Die Atacamawüste: Extreme der Natur
Meine Reise nach Chile in die Atacamawüste war sehr beschwerlich und ein gutes Beispiel, wie machtlos man oft gegen die Natur ist. Die Busfahrt vom argentinischen Salta nach San Pedro de Atacama sollte etwa 11 Stunden dauern, sie führt aber über den 4.200 Meter hohen Jama Pass. Als wir nach knapp 8 Stunden Fahrt um 08:30 an der argentinisch-chilenischen Grenze ankommen, ist der Pass wegen Schneefall gesperrt und der Busfahrer sagt, wir warten bis Mittag. Falls der Pass bis dahin nicht öffnet, müssen wir nach Salta zurück, weil es aufgrund der Höhe und Kälte zu gefährlich ist, länger dort zu warten, denn die Grenze liegt bereits auf 4.000 Metern. Nach 5 Stunden Warten bekommen wir tatsächlich die Hiobsbotschaft: Wir müssen die 8 Stunden nach Salta zurückfahren! Nach 21 Stunden im Bus wieder am Ausgangsort zu landen, ist ziemlich frustrierend. In Salta erwartet uns erneut der Nieselregen, wir suchen abends ein günstiges Hotel in der Nähe des Busbahnhofs, ich habe Hunger, weil es im Bus nur Kekse und Schokolade gab und ich habe keine Argentinischen Pesos mehr… Zum Glück kann ich im Hotel Dollar tauschen. Am Tag darauf starten wir den nächsten Versuch, die Busbesetzung ist fast wieder die gleiche. An der Grenze zunächst auch das gleiche Spiel: Wir müssen warten, weil der Pass noch gesperrt ist. Diesmal sind die Busfahrer aber zuversichtlich, und tatsächlich dürfen wir Mittag über die Grenze und fahren über den Paso de Jama nach San Pedro. Ich bin sehr erleichtert, dass es endlich geklappt hat und freue mich auf die Atacamawüste.
In San Pedro empfängt mich endlich wieder Sonnenschein, auch wenn es dort bis vor kurzem noch stark geregnet hat – das Wetter in Chile hat viel verrückt gespielt. Erst einmal bin ich jedoch von dem riesigen Touren- und Aktivitätenangebot in der Atacamawüste überfordert: Sandboarden, Altiplano-Lagunen, Sterne beobachten, Geysire, Vulkanbesteigungen… Es gibt so viel und ich entscheide mich schließlich für drei Touren:
In der Laguna Cejar treiben lassen
Meine erste Tour von San Pedro aus geht zur Laguna Cejar, einer Salzlagune vor wunderschöner Kulisse mit den Anden im Hintergrund. In der Lagune lassen wir uns treiben, durch den hohen Salzgehalt des Wassers kann man nicht untergehen. Hinterher bleibt eine schöne Salzkruste auf der Haut, zusätzlich kann man sich noch mit angeblich heilendem Matsch einreiben. Eigentlich sollten wir mit der Tour zwei weitere Lagunen besuchen, die sind aber wohl wegen der Regenfälle in den Tagen zuvor noch nicht wieder erreichbar. Schade nur, dass der ansonsten nette Guide erst auf der Tour damit herausrückt – leider typisch für Südamerika. Wir schauen dann schließlich bei der Laguna Cejar den Sonnenuntergang an, mit Snacks und Pisco Sour. Das Highlight ist dabei gar nicht der Sonnenuntergang, sondern wie die Berge auf der anderen Seite im wechselnden Licht aussehen.
El Tatio Geysire bei eisigen Temperaturen
Am Tag darauf heißt es sehr früh aufstehen, denn wir werden schon um 5 Uhr zur Tour zu den Tatio Geysiren abgeholt. Da diese in gut 4.000 Metern Höhe liegen, ist es dort früh morgens eisig kalt: -6 Grad zeigt das Thermometer. Obwohl ich wirklich warm angezogen bin mit Leggins, Trekkinghose, Fleecejacke und Daunenjacke, ist es alles andere als gemütlich und ich kann das Frühstück, das wir dort im Freien bekommen, nur bedingt genießen. Die Höhe vertrage ich zum Glück gut, obwohl wir den Ratschlag des Veranstalters – “No red meat, no alcohol” – am Abend vorher nicht ganz berücksichtigt haben, es gab schließlich Pisco Sour zum Sonnenuntergang. Von den Geysiren fahren wir zu den “Hot Springs”, die ich eher als Warm Springs bezeichnen würde, denn das Wasser ist mit gut 20 Grad nicht allzu heiß. Ich probiere es trotzdem aus, aber wirklich warm wird mir bei dem Bad nicht. Wieder warm eingepackt fahren wir weiter zu einem kleinen Dorf, in dem die Leute früher Landwirtschaft betrieben und Lamas gehalten haben. Heute existiert es jedoch nur noch für Touristen. Ein paar schöne Lama-Fotos springen aber immerhin heraus.
Mondlandschaft im Valle de la Luna
Das Valle de la Luna gilt als eines der Highlights in der Atacamawüste. Als wir dort nachmittags ankommen, wandern wir bei brütender Hitze auf einen Aussichtspunkt. Was für ein Gegensatz zu den Minusgraden bei den Geysiren! Aber in der Wüste gibt es eben alle Extreme. Mein Auge ist die ganze Zeit versucht, die weiße Salzkruste für Schnee und Eis zu halten, auch wenn das bei diesen Temperaturen unmöglich ist. Der Abschluss dieser Tour ist wieder ein Sonnenuntergang, diesmal im Valle de la Muerte – dem Tal des Todes. Auch hier bietet sich wieder ein tolles Farbenspiel auf Bergen und Felsen, während die Sonne untergeht.
Natürlich hätte ich in der Atacamawüste noch so viel mehr machen können, es gibt so viel zu sehen und das Angebot ist riesig. Aber man kann nicht alles machen, und wenn ich mir die Tage mit Touren und Aktivitäten vollstopfe, genieße ich meine Reise nicht mehr. Und das ist schließlich das Wichtigste daran, nicht die Menge an Sehenswürdigkeiten, die man abgehakt hat.
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