Bariloche: Die Schweiz Argentiniens?
Über Bariloche habe ich während meiner bisherigen Reise durch Argentinien schon viel gehört. Es gilt als die Schweiz Argentiniens, weil es von Bergen und Seen umgeben und das Mekka für Schokolade in Argentinien ist. Manche meinen, es lohnt sich deswegen nicht, dorthin zu fahren, weil das alles für Europäer nichts Neues ist. Viele halten aber Bariloche für einen der besten Orte Argentiniens und meinen, sie wären dort lange nicht mehr weggekommen. Also habe ich es auf meine Route auf dem Weg nach Norden durch Patagonien aufgenommen, um mir selbst ein Bild zu machen.
Bariloche: Ein bisschen Schweiz
Ich komme in Bariloche nach einer 24h-Busfahrt spätabends an. Mein Hostel überzeugt mich nicht wirklich, der Holzboden im Zimmer kracht bei jedem kleinsten Schritt und das Stockbett schwankt so stark, dass man seekrank werden kann. Da habe ich ja im Bus bessser geschlafen. Nachdem ich halbwegs erholt bin, erkundige ich die Stadt. Manche Gebäude sehen ein bisschen schweizerisch aus, genauso wie die schöne Berglandschaft und der See und die vielen Schokoladengeschäfte passen in das Bild, auch wenn die Schokolade der echten Schweizer Schoki nicht das Wasser reichen kann. Dazu kommen noch die Leute, die Bernhardiner Hunde als Fotomotiv für Touristen als Geldquelle entdeckt haben. Insgesamt überzeugt mich die Stadt nicht so ganz, obwohl es auch an den Stadtstränden ganz nett ist, am See abzuhängen. Wäre der See in Europa, gäbe es hier eine Strandpromenade, um am See entlang zu spazieren und in Cafés mit Seeblick in der Sonne zu sitzen. Da Bariloche aber nunmal doch in Argentinien und nicht in der Schweiz liegt, führt hier einfach nur eine große hässliche Straße am See entlang. Richtig schön wird es also erst, wenn man Bariloche auf dieser Straße verlässt, um die Umgebung zu erkunden.
Wanderung zur Laguna Negra
Um ein bisschen mehr Natur zu erleben, wandere ich zur Laguna Negra und übernachte dort im Refugio Italiano. Die Wanderung startet etwas außerhalb von Bariloche in der Colonia Suiza. Von dort aus geht es zunächst lange im Wald an einem Bach entlang leicht bergauf. Einer der unzähligen Straßenhunde, die es in Südamerika überall gibt, begleitet mich ein Stück, bis er neue Gesellschaft findet. Der letzte Aufstieg zur Laguna Negra, nachdem ich den Wald verlassen habe, hat es dann in sich. Es geht ziemlich steil bergauf, bei der Hitze kommt man da schon gut außer Atem. Trotzdem schaffe ich den Aufstieg in 3,5 Stunden statt der angekündigten 5, die Zeiten sind hier immer sehr großzügig angegeben.
So habe ich oben viel Zeit, an der Lagune in der Sonne zu sitzen und die Füße ins eiskalte Wasser zu tauchen. Plötzlich ruft jemand meinen Namen und dann steht da tatsächlich Lena, die ich schon aus Buenos Aires kenne. Was für ein Zufall, dass wir uns gerade hier auf dem Berg wieder treffen! Sie reist gerade mit Hannah, auch aus Deutschland, und wir haben einen lustigen Abend im Refugio. Es gibt dort Abendessen, das die netten Hüttenwirte kochen. Die Hütte ist einfach und urig, wir schlafen im Matratzenlager. Hier ist das auch wesentlich günstiger als im Torres del Paine Nationalpark.
Nach dem Abstieg am nächsten Tag begießen wir die erfolgreiche Wanderung mit Bier in der Brauerei Berlina in Colonia Suiza. Das von deutscher Braukunst inspirierte Bier schmeckt auch wirklich gut.
Entspannen am Lago Gutierrez
Am letzten Tag in Bariloche brauche ich noch einmal ein bisschen Entspannung, bevor es weiter nach Chile geht. Deswegen fahre ich zum Lago Gutierrez, um in der Sonne zu liegen und zumindest einmal im kalten See zu schwimmen. Immerhin reicht meine Energie noch für den kurzen, aber steilen und sandigen Aufstieg zum Aussichtspunkt über den See.
Jetzt habe ich mir mein eigenes Bild gemacht und mein Fazit zu Bariloche ist zweigeteilt: Die Stadt hat mir nicht so sehr gefallen und vieles wirkt gewollt auf Schweiz getrimmt. Aber die Umgebung mit den Bergen und Seen ist wunderschön, hier kann man unendlich viel Zeit mit Wandern, Radfahren, Baden, Kayaken und vielen weiteren Aktivitäten verbringen.
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