El Chaltén: Wandern um Fitz Roy und Cerro Torre
El Chaltén gefällt mir viel besser als El Calafate. Natürlich ist es während des Sommers in Patagonien auch von Touristen bevölkert. Das 300-Einwohner-Dorf, das erst 1985 gegründet wurde, beherbergt dann vermutlich ein Vielfaches an Touristen. Aber El Chaltén hat trotzdem den Charme eines kleinen Bergdörfchens oder Skiorts. Internet funktioniert nur sehr rudimentär. Natürlich dreht sich auch hier – wie fast überall in Patagonien – alles um das Wandern oder Klettern. An die Besteigung des berühmten Fitz Roy können sich aber nur sehr geübte Kletterer wagen.
Mein Hostel Aylen-Aike gefällt mir sehr, in den Bädern und der Küche kann man sich richtig Zuhause fühlen. Das ist in vielen anderen Hostels nicht der Fall. In El Chaltén treffe ich auch Karla und Lena wieder, die ich von der Torres del Paine Wanderung kenne. Zusammen gehen wir auf drei Wanderungen, alle natürlich wieder mit spektakulärer Aussicht.
Loma del Pliegue Tumbado
24km – 1.000 Höhenmeter
Zuerst nehmen wir uns die Tour mit den meisten Höhenmetern vor, 1.000 insgesamt. Die Wanderung auf den Loma del Pliegue Tumbado ist nicht ganz so populär wie die Wanderungen zu den Fitz Roy und Cerro Torre Aussichtspunkten. Ausgangspunkt ist das Informationsbüro des Nationalparks Los Glaciares. Wir starten früh, deswegen begegnen wir beim Aufstieg noch keiner Menschenseele. Als wir an der Baumgrenze aus dem Wald kommen, bläst uns mal wieder der starke Wind um die Ohren. Erstes Ziel ist ein Aussichtspunkt, von dem man das Panorama der Bergkette mit Fitz Roy und Cerro Torre schön sieht – sozusagen aus Weitwinkel-Perspektive. Nachdem morgens die Wolken noch tief gehangen sind, reißt jetzt die Wolkendecke langsam auf. Wir steigen vom Mirador noch ganz auf den Berg hinauf, um optimale Aussicht zu haben. Das letzte Stück ist zwar kurz, nur 20-30 Minuten, aber ziemlich steil. Oben angekommen, können wir ganz alleine das tolle Panorama genießen, das von hier noch beeindruckender ist, als vom Mirador aus. Es ist oben sogar überraschend windstill und wir haben damit einen schönen Ort für unsere Mittagspause. Berghütten zum Einkehren, wie in den Alpen, gibt es in Patagonien nicht. Wir können kaum fassen, dass wir mit dem Wetter so viel Glück haben und auf einmal in der Sonne sitzen. Erst als wir uns auf den Rückweg nach El Chaltén machen, begegnen uns die ersten Wanderer auf dem Weg nach oben. Im Ort angekommen, haben wir noch genug Zeit die Nachmittagssonne im Café Mathilda bei Café con Leche und hausgemachter Limonade zu genießen.
Fitz Roy: Laguna de los Tres
20,5km – 750 Höhenmeter
Nachdem sich die Wanderung direkt von El Chaltén zur Laguna de los Tres, dem Aussichtspunkt zum Fitz Roy, mit 12km ziemlich zieht, nehmen wir einen Bus nach El Pilar, um zumindest teilweise einen anderen Hinweg zu laufen. Wir haben Glück, dass die Bergsicht gut ist, allerdings ist der Himmel grau – nicht ganz so gutes Fotowetter leider. Aber wir können uns nicht beschweren, der Fitz Roy hängt oft auch mal tagelang in Wolken. Die Wanderung zur Laguna de los Tres ist wegen des steilen Aufstiegs am Ende als sehr schwer verschrien in El Chaltén. So dramatisch ist sie aber doch nicht. Es geht zwar die letzten 1,5km steil bergauf und wir kommen ziemlich außer Atem oben an, aber es ist gut machbar. Wir vermuten, dass die Warnungen überambitionierte Sandalentouristen abschrecken sollen (das auch zurecht).
Der Ausblick auf den Fitz Roy belohnt natürlich für die Strapazen. Wieder mal ein unschlagbarer Ort für eine Mittagspause – inklusive neugierigem Raubvogel. Der Weg zurück nach El Chaltén zieht sich wie erwartet und wir sind ganz froh, die Option mit dem Bus und alternativem Hinweg gewählt zu haben.
Wanderung zur Laguna Torre
22km – 250 Höhenmeter
Am letzten Tag in El Chaltén steht noch die Wanderung zur Laguna Torre mit Aussicht auf den Cerro Torre auf dem Programm. Das Wetter sieht am Morgen sehr trüb aus. Aber wir starten dieses Mal später und haben wieder Glück, weil sich die Wolken verziehen und es ein perfekter Sommertag wird. Wir haben bis zur Laguna Torre nicht allzu viele Höhenmeter zu bewältigen. Das ist auch gut, denn die beiden vorhergehenden Tage stecken uns noch in den Knochen. Der Weg ist aber wieder wunderschön und die Aussicht an der Laguna Torre spektakulär. Es geht dort nur ein bisschen wie im Schwimmbad zu: Menschen, die fast alle Kleider von sich werfen – da windstill – und Kindergeschrei. Wir finden aber eine halbwegs ruhige Ecke für eine ausgiebige Mittagspause in der Sonne. Plötzlich ertönen Klänge, die ich nicht mit Südamerika assoziiere: ein Alphorn! Wir sehen uns verwundert um und entdecken tatsächlich auf einem Hügel in der Nähe der Lagune einen Alphornbläser. Sehr skurril, aber auch schön. Seine Motivation, das Alphorn da hoch zu schleppen, würde mich interessieren. Vielleicht begegnet er mir noch einmal irgendwo in Südamerika, er sollte ja nicht zu übersehen sein mit seinem Alphorn.
Das war sie auch schon, meine wunderschöne Zeit in El Chaltén. Ausklingen lassen wir sie mit einem Radler – selbst gemixt – vor Karlas und Lenas Hostel. Noch ein bisschen Sonne tanken, bevor ich 24 Stunden im Bus nach Bariloche verbringe.
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