Strecken in Südamerika sind lang...

Überlebensstrategien für lange Busfahrten

Die meisten Reiseziele sind nicht so schön kompakt wie Europa, wo man relativ schnell von einem Ort zum anderen gelangt. Deswegen verbringt man als Backpacker einen nicht unerheblichen Teil seiner Reisezeit in Bussen. Immerhin spart man sich bei langen Fahrten über Nacht die Kosten für ein Hostel, der Schlaf leidet aber darunter. Ich möchte gar nicht nachrechnen, wie viele Stunden ich in den ersten zwei Monaten meiner Südamerika-Reise schon in Bussen verbracht habe – die Zahl ist sicher erschreckend hoch. Die Top 3 meiner längsten Busfahrten sind folgende:

  1. El Chaltén – Bariloche, Argentinien: 24 Stunden
  2.  Salta, Argentinien – San Pedro de Atacama, Chile: 21 Stunden. Diese Fahrt hätte eigentlich 11 Stunden dauern sollen, da aber der Pass über die Anden gesperrt war, fuhr der Bus nach Salta zurück. Ergebnis: nach über 20 Stunden Fahrt wieder am Ausgangsort…
  3. Mendoza – Salta, Argentinien: 19 Stunden

Auf meinen vielen langen Busfahrten sind schon einige Unannehmlichkeiten aufgetreten, mit denen ich vorher überhaupt nicht gerechnet habe. Der gesperrte Anden-Pass liegt hier unangefochten auf Platz 1 bisher, im Angebot habe ich aber noch mehr: Reifenpanne oder Motorschaden des Busses, 33 Grad im Bus aufgrund kaputter Klimaanlage, Actionfilme auf voller Lautstärke mitten in der Nacht… Mit der Zeit habe ich daher ein paar Überlebensstrategien entwickelt, um lange Busfahrten möglichst gut und mit viel Schlaf zu überstehen.

Hygiene im Bus

In Langstreckenbussen gibt es zum Glück normalerweise Toiletten, der Zustand lässt allerdings meistens zu wünschen übrig. Toilettenpapier ist nie, Wasser meistens auch nicht vorhanden. Deswegen ist es wichtig, immer Toilettenpapier und Desinfektionsgel für die Hände dabei zu haben. Welche Trinkstrategie man bei langen Busfahrten verfolgt, ist natürlich bei jedem anders: einerseits möchte man die Bustoilette möglichst wenig benutzen, andererseits ist an Durst leiden keine gute Alternative.

Die richtige Kleidung

Kleidungstechnisch empfiehlt sich der Zwiebellook, um gegen alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Zwischen eiskalt und brütend heiß habe ich in Bussen schon alles erlebt. Meine Buskleidung sieht daher folgendermaßen aus:

  • Sneakers oder andere geschlossene Schuhe: Ich gehe nie in Flip Flops oder Sandalen auf lange Busfahrten. Bei funktionierender Klimaanlage bereut man das immer
  • lange, bequeme Hose
  • T-Shirt
  • Pullover
  • Jacke (außer in tropischen Gegenden), mit der kann man sich notfalls nachts zudecken
  • Schal: nimmt nicht viel Platz weg, schadet nie

Bewältigung der Geräuschkulisse

Über störende Nebengeräusche hat man in Bussen genauso wenig Kontrolle wie über die Temperatur. In Südamerika ist ein Fernseher auf voller Lautstärke Standard. Auch wenn wirklich niemand hinschaut, weigern sich die Busfahrer gerne ihn auszuschalten. Schnarcher, schreiende Kinder oder laute Telefonate sind auch an der Tagesordnung. Ich habe deswegen immer Ohrstöpsel dabei, die zwar nicht alles ausblenden, aber mir trotzdem schon oft den Schlaf gerettet haben. Tagsüber ist Musik hören das beste Mittel, um unliebsame Geräusche zu verdrängen.

Unterhaltung

Wenn man den ganzen Tag im Bus verbringt, muss man sich irgendwie beschäftigen. Musikhören ist auch tagsüber auf Busfahrten mein liebstes Unterhaltungsprogramm. Oft kann ich nebenbei noch die schöne Landschaft draußen beobachten. Wichtig ist dabei nur immer, genug Akkulaufzeit auf dem Handy oder iPod zu haben. Zur Sicherheit habe ich deswegen immer einen externen Akku dabei. Flugmodus und niedrige Displaybeleuchtung helfen beim Handy ungemein Akku zu sparen. Ich nutze zum Musikhören Spotify Premium. Leider habe ich einmal übersehen, dass ich damit alle 30 Tage bei Spotify online gehen muss und auf dieser Busfahrt dann sehr gelitten.

Falls die Strecke nicht zu kurvig ist, lese ich auch viel – um Gewicht zu sparen mit eBook Reader – oder wälze den Reiseführer, um die weitere Route zu planen. Stift und Notizbuch sind deswegen weitere wichtige Utensilien.

Auch wenn das gerade vermutlich anders geklungen hat, trifft man in der Mehrheit nette Mitreisende in Bussen, mit denen man sich natürlich gut unterhalten kann. Da Argentinier und Chilenen viel im eigenen Land reisen, kann man auf Busfahrten viel über Land und Leute erfahren.

Essen und Trinken

Wasser schleppen ist zwar nervig, aber daran sollte man meiner Meinung nach nicht sparen. Dann lassen sich auch längere Verspätungen gut überstehen. Genauso ist eine Grundausstattung an Keksen, Nüssen und Schokolade nie verkehrt, um längere Wartezeiten bis zur nächsten richtigen Mahlzeit zu überstehen.

Sicherheit der Wertsachen

Dieser letzte Punkt ist fast der wichtigste. Man sollte Wertsachen im Bus nie aus den Augen lassen, sofern nicht eine vertrauenswürdige Person darauf aufpasst. Ich trage daher die essentiellen Wertsachen wie Reisepass, Kreditkarte und Bargeld immer in einer Bauchtasche am Körper. Auch das Handy behalte ich selbst auf der Bustoilette bei mir. Den kleinen Rucksack deponiere ich im Bus immer direkt bei meinen Füßen oder auf dem Schoß. Rucksäcke sollte man niemals in die Gepäckablagen oder unter den Sitz legen. So erlebt man, auch wenn man im Bus schläft, nach dem Aufwachen keine böse Überraschung.

Strecken in Südamerika sind lang...

Strecken in Südamerika sind lang…

Und Pannen nicht selten, wie Motorschaden...

Und Pannen nicht selten, wie Motorschaden…

...oder Reifenpanne

…oder Reifenpanne

Pause irgendwo in Patagonien

Pause irgendwo in Patagonien

Kleines Dorf an der Ruta 40 in Argentinien

Kleines Dorf an der Ruta 40 in Argentinien

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