Roadtrip abseits der Backpackerpfade
Nach fast drei Monaten “alleine” reisen (man ist ja selten wirklich alleine) habe ich mich sehr darauf gefreut, jemand vertrauten zu sehen, als ich Lina in Newcastle treffe. Wir haben vier bis fünf Tage Zeit für unseren kleinen Roadtrip, ein Mietauto reserviert und ansonsten noch nicht viele Pläne (“Ins Hunter Valley fahren und dann mal schauen…”).
Hunter Valley
Also fahren wir los Richtung Hunter Valley mit Hilfe der Karte, die uns die Autovermietung gegeben hat. Ich bin seit Neuseeland schon an den Linksverkehr gewöhnt, deswegen klappt das auch ganz gut. Im Hunter Valley angekommen, müssen wir erstmal feststellen, dass alles ganz schön teuer ist. Natürlich wollen wir auf einem Weingut den Wein auch probieren, also sollten wir eine Unterkunft in der Nähe finden. Schließlich landen wir im Hunter Valley YHA, zu zweit im 4er Dorm und mit einem Weingut und einem Pub in Laufweite. Also alles perfekt! Als wir gemütlich beim Winetasting sitzen, kommt leider ein Gewitter. Aber wir sind in Australien: Der nette Kellner muss sowieso bald zusperren und fährt uns danach zum Pub, wo wir unseren kleinen Schwips mit einem Riesensteak bekämpfen. Im Hostel schwärmen uns zwei Deutsche von den Blue Mountains und Port Stephens vor. Also beschließen wir, in den übrigen Tagen dort hinzufahren, auch wenn das ein bisschen Kreuz- und Quer-Fahrerei ist.
Blue Mountains
Am zweiten Tag unseres Roadtrips machen wir uns auf den Weg Richtung Blue Mountains. Lina meistert bravourös ihre Linksverkehr-Premiere. Irgendwo biegen wir allerdings falsch ab und fahren statt auf der Hauptstraße über kleine Landstraßen Richtung Blue Mountains. Das dauert vielleicht ein bisschen länger, aber dafür war die Fahrt landschaftlich der Knaller und wir hatten sogar eine kleine Fahrt mit der Fähre in Wisemans Ferry über den Hawkesbury River im Programm. Dort verirrt sich wirklich kaum ein Tourist hin. Als wir nach vier Stunden Fahrt in den Blue Mountains ankommen, regnet es erst einmal. Aber wir haben Glück und es wird abends wieder richtig sonnig und wir können ohne allzu viele andere Touristen am Three Sisters Aussichtspunkt gefühlte tausende Fotos bis zum Sonnenuntergang schießen. Das Bluemountain Backpackers Hostel hat nicht ganz gehalten, was die Deutschen im Hunter Valley vorgeschwärmt haben. Man konnte zwar umsonst Wäsche waschen (das ist wirklich toll als Backpacker!), aber im Zimmer hat es nach feuchter, gammelnder Wäsche gerochen und die Atmosphäre im Hostel ist nicht so angenehm. Auch am nächsten Morgen ist das Wetter toll und wir gehen noch auf eine kurze Wanderung bei den Wentworth Wasserfällen, bevor wir wieder Richtung Norden zurück fahren, um in Port Stephens noch ein bisschen Strandleben zu genießen.
Abstecher in den Koala Park
Auf dem Weg entdeckt Lina plötzlich ein Schild zu einem Koala Park und daran kommen wir nicht vorbei. Also legen wir einen Stop dort ein, streicheln Koalas und füttern Kängurus – natürlich mit fast lückenloser Fotodokumentation. Lina verfolgt einen ausgebüchsten Koala, der sich im Kängurugehege verirrrt hat und wir entdecken ein winziges, nacktes Kängurubaby, das aus dem Beutel seiner Mutter gefallen ist. Es findet zum Glück wieder den Weg zurück.
Strand und Abenteuer in Port Stephens
Abends finden wir am One Mile Beach in Port Stephens das Hostel Melaleuca Surfside Backpackers, das aus verschiedenen Hütten im Wald besteht und gleichzeitig ein Tier-Sanctuary ist. Schlüssel für die Zimmer gibt es keine (“Hier ist noch nie was weggekommen.”) und Mückennetze leider auch nicht. Wir sind ein bisschen beunruhigt, weil es in der Gegend ziemlich viele, auch giftige Spinnen gibt. Als wir auf der Veranda der Hostelküche sitzen, entdecken wir immer wieder riesige Spinnennetze im Gebüsch um uns herum. Der verrückte Engländer, der eine der Spinnen mit bloßer Hand packt und durch die Gegend schleudert, macht die Sache nicht besser. Mit der Zeit entdecken wir immer mehr Tiere um uns herum. Lina ruft: “Oh, ein Koala im Baum!” Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der Koala allerdings als Possum. Und über uns im Dach sitzt noch eines und starrt auf uns herab. Spannend wird es, als die beiden Possums über uns zu kämpfen anfangen und Lina und ich erstmal in verschiedene Richtungen flüchten. Auf dem Rückweg vom Bad in unser Zimmer hüpft auf einmal ein Känguru aus der Dunkelheit über unseren Weg (immerhin das harmloseste der ganzen Tiere…). Zum Glück sind wir nach dem Spinnencheck (zum Glück negativ) in unserem Zimmer so müde, dass wir sofort schlafen können.
Wegen der tollen Strände hat es sich gelohnt, nach Port Stephens zu fahren. Den Vormittag verbringen wir am One Mile Beach und am Nachmittag fahren wir nach Anna Bay, einem langen Strand mit wunderschönen, riesigen Sanddünen. Fast wie in der Wüste, es gibt sogar Kamele. Nach dem sonnigen Strandtag fahren wir zurück nach Newcastle, wo wir unser Auto wieder abgeben. Obwohl Newcastle auch nicht auf der Liste der meisten Backpacker steht, ist die Stadt ganz nett. Es gibt Cafés und Restaurants und einen schönen Strand, an dem wir den letzten Tag bei gemischtem Wetter noch ganz gechillt verbringen. Dann geht es für mich mit dem Zug nach Sydney, meinem letzten Stopp der Reise. Lina fährt mit dem Bus Richtung Norden nach Byron Bay.
Fazit unseres kleinen Roadtrips
Wir haben einige Ecken gesehen, die man auf der Standard-Backpacker-Route auslässt, die aber einen Besuch wert waren. Wir haben einwandfrei den Linksverkehr gemeistert und es sogar noch geschafft, im wirklich komplizierten australischen Mautsystem unsere Schulden zu begleichen. Wir hatten interessante Tierbegegnungen, die man nur in Australien haben kann und vor allem: sehr viel Spaß!
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