Esel als Lastentiere auf der autofreien Isla del Sol

Atemlos am Titicacasee

Der Titicacasee ist der höchste kommerziell schiffbare See der Welt und der größte See Südamerikas. Auf 3.800 Metern bleibt einem schonmal die Luft weg, vor allem, wenn man wie ich gerade aus dem niedrig gelegenen Dschungel Boliviens nach La Paz fliegt. Von dort geht es zunächst nach Copacabana auf der bolivianischen Seite des Sees. Auf dem Weg dorthin müssen der Bus und wir noch die Seestraße von Tiquina überqueren – getrennt allerdings. Obwohl wir Boliviens Eigenheiten schon kennen, verstehen wir mal wieder nicht, warum wir 2 Bolivianos für die Fahrt extra zahlen müssen. Es wäre einfacher, sie auf das Busticket aufzuschlagen – nach europäischer Logik. Nach Copacabana und der Isla del Sol wollen wir auf die peruanische Seite des Titicacasees wechseln, mal sehen, wie das in Peru wird mit diesen Gebühren.

Copacabana

Das ist nicht zu verwechseln mit dem Stadtteil Copacabana in Rio de Janeiro, die Strände in Boliviens Copacabana sind weit weniger glamourös und vor allem ist es viel kälter. Die Höhe eben. Copacabana ist kein besonders schöner Ort, denn halbfertige Gebäude prägen mal wieder das Stadtbild, und dazu furchtbar touristisch. Wirklich jedes Restaurant bietet die gleichen Menüs an, oft nennen sie sich auch gleich “Restaurante turistico”. Es gibt einen schönen Aussichtspunkt auf den See (inklusive Atemnot beim Hochlaufen der Stufen), aber ansonsten ist Copacabana vor allem Ausgangsort für Touren auf die Isla del Sol.

Copacabana

Copacabana

Isla del Sol

Bei unserer Ankunft am südlichen kleinen Hafen der Insel macht die Sonneninsel ihrem Namen noch nicht alle Ehre, es ist eher grau. Nachdem wir die obligatorische Gebühr für das Betreten der Insel (5 Bolivianos) bezahlt haben, beginnen wir die steilen Stufen zum Dorf Yumani hochzusteigen, um dort ein Hostel zu suchen. Dummerweise haben wir unser komplettes Gepäck dabei, das etwa 18 Kilo wiegen dürfte (pro Person). Wir müssen alle paar Stufen stehen bleiben und schnappen nach Luft. Aber nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir oben an und finden ein sehr spartanisches, aber günstiges Zimmer. Das Bad entspricht nicht europäischen Hygienevorstellungen und man muss mit dem Eimer spülen, aber man gewöhnt sich ziemlich schnell an so etwas.

Am nächsten Morgen starten wir unsere Wanderung in den Norden der Insel. Leider ist hier noch niemand auf die Idee gekommen, Wegweiser aufzustellen. Dazu noch ein paar ungenaue Auskünfte und der Weg endet in einer Sackgasse. Wir sehen weiter unten ein kleines Dorf und mühen uns querfeldein dahin ab. Auf dem Weg begegnen uns fast nur Einheimische, die sehr einfach leben: sie bestellen winzige Felder in Handarbeit, halten ein paar Hühner und Schweine und treiben ihre Esel als Lastentiere vor sich her. Der Weg geht ständig auf und ab, Atemlosigkeit ist also vorprogrammiert. Natürlich müssen wir für den Norden der Insel wieder eine Weggebühr bezahlen. Auf dem Rückweg werden die Tickets streng kontrolliert. Schade, dass für das Geld keiner Schilder aufstellt… Nach einem kurzen Besuch im Norden, denn die Zeit bis unser Boot in Yumani zurückfährt drängt, beeilen wir uns mit dem Rückweg. Und ein netter Mann zeigt uns den richtigen Weg, den wir gleich am Anfang hätten finden sollen. Der ist viel schöner und einfacher, außerdem scheint endlich die Sonne und versöhnt uns mit der Isla del Sol, die wir bis dahin schon mehrfach verflucht haben.

Ein paar gute Ratschläge nach meiner Isla del Sol Erfahrung: Lasst das große Gepäck in Copacabana. Übernachtet lieber im Norden der Insel, das ist unbeschwerlicher (keine Stufen) und schöner. Wenn ihr nur mit Tagesrucksack reist, könnt ihr vom Norden in den Süden wandern und von dort das Boot zurück nehmen. In einem Tagesausflug kann man auch schon viel sehen, falls die Zeit knapp ist.

Ankunft auf der Isla del Sol

Ankunft auf der Isla del Sol

Der Süden der Insel

Der Süden der Insel

Quinoa-Felder auf dem Weg nach Norden

Quinoa-Felder auf dem Weg nach Norden

Sau mit Ferkeln auf dem Weg

Sau mit Ferkeln auf dem Weg

Esel als Lastentiere auf der autofreien Isla del Sol

Esel als Lastentiere auf der autofreien Isla del Sol

Sonne, tolle Landschaft, blauer Himmel

Sonne, tolle Landschaft, blauer Himmel

Die peruanische Seite: Islas flotantes (schwimmende Inseln)

Auf der peruanischen Seite des Titicacasees leben die Uros, eine indigene Volksgruppe, seit Jahrhunderten auf selbst gebauten Schilfinseln im See. Wir sehen uns diese Inseln im Rahmen einer Tagestour vom Küstenort Puno aus an. Zuerst befürchten wir, uns wirklich blöd vorzukommen, wenn wir als Touristen dort vorbeigekarrt werden. Aber der Besuch der Insel ist sehr interessant, das Familienoberhaupt hat offensichtlich viel Spaß daran zu zeigen, wie sie die Inseln bauen und dort leben. Nach einer kurzen Fahrt auf einem Schilfboot geht es weiter auf die Isla Taquile, auf der viele strickende Männer herumhängen und ihre Waren verkaufen. Ansonsten hat die Isla Taquile landschaftlich Ähnlichkeit mit der Isla del Sol.

In Puno gibt es nicht viel zu sehen, ein kurzer Aufenthalt, um von dort Touren auf die Inseln zu machen, reicht vollkommen. Der Anbieter Edgar Adventures bietet gute Touren abseits der großen Touristenmassen, bei denen auch tatsächlich Geld bei den Inselbewohnern hängen bleibt. Dafür zahlt man natürlich ein paar Soles mehr als bei den Billigangeboten am Busbahnhof und in manchen Hostels, aber ich denke, das sind sie wert. Auch Homestays auf den Islas flotantes sind möglich.

P.S.: Es scheint in Peru nicht ganz so viele Gebühren wie in Bolivien zu geben. Lediglich für Toiletten und die Busbahnhofsteuer sind kleine Beträge fällig.

Schwimmende Inseln der Uros im Titicacasee

Schwimmende Inseln der Uros im Titicacasee

Souvenirs aus Handarbeit

Souvenirs aus Handarbeit

Schöne Mobilés zum Beispiel

Schöne Mobilés zum Beispiel

Traditionelle Musik auf der Isla Taquile

Traditionelle Musik auf der Isla Taquile

Isla Taquile

Isla Taquile

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