Wanderung im Steinernen Meer
Dem Alltagstrott entkommen, sich wie in einer anderen Welt fühlen – dafür braucht es nicht immer eine Fernreise. Auf einer dreitägigen Wandertour im Steinernen Meer in den Alpen bei Berchtesgaden bin ich diesem Gefühl auch ganz nahe gekommen: Natur pur und ein bisschen Abenteuer.
Wanderung Steinernes Meer, Tag 1
Gestartet sind wir mit sechs Mädels zu unchristlicher Zeit von München an den Königssee. Zuerst ging es mit dem Touristen-Boot über den malerischen Königssee nach St. Bartholomä, den Ausgangspunkt unserer Wandertour – Trompetenkonzert zur Demonstration des Echos in den Bergen um den See inklusive. Das Wetter war (noch) wunderschön sommerlich, so dass wir beim Aufstieg über die Saugasse ins Schwitzen kamen. Der war aber auch nicht ohne – insgesamt 1.100 Höhenmeter an Tag 1. Zur Belohnung gab es Radler auf dem Kärlingerhaus, unserer ersten Übernachtungshütte. Und den Blick auf den Funtensee, den kältesten Ort Deutschlands. Am 24. Dezember 2001 wurde hier ein Kälterekord von -45° Celsius gemessen. Ganz so kalt ist es dort im Juni zum Glück nicht, wir hatten es auch rechtzeitig vor Gewitter und Hagel auf die Hütte geschafft. Die Krönung war noch unser eigenes 6-er Matratzenlager, kombiniert mit der warmen Dusche für schlappe drei Euro ist das Berghütten-Luxus pur!
Es wird abenteuerlich, Tag 2
Dank Privatzimmer und der Anstrengung vom Vortag sind wir perfekt ausgeschlafen für den zweiten Teil der Bergtour. Gestärkt mit dem ausgiebigen Hüttenfrühstück geht es los Richtung Steinernes Meer, bisher sind wir durch Wald- und Wiesen-Berglandschaft gelaufen. Bis wir dort ankommen, müssen wir erst noch den nächsten ordentlichen Aufstieg bewältigen. Und dann wird es langsam abenteuerlich: Statt über einen ausgesetzten Weg laufen wir direkt über die Steine, es gibt nur ein paar angepinselte Markierungen (man muss dazu sagen, dass wir die Alternativroute gelaufen sind, nicht den Hauptweg). Obwohl es Sommer ist, liegt noch viel Schnee auf über 2.000 Metern, oft laufen wir statt über Steine über riesige Schneefelder. Das Wetter tut sein Übriges, um unsere Tour abenteuerlich werden zu lassen: es fängt an zu regnen und teilweise auch zu schneien, die Sicht wird ziemlich schlecht. Wir sind zwar relativ gut vorbereitet (Regenjacke, warme Kleidung, Wanderstöcke, gute Bergschuhe), aber man lernt immer dazu: Nie wieder ohne Regenhose auf eine größere Bergtour! Die Route zum Riemannhaus, unserer Hütte für die Mittagspause, erwies sich als schwerer und verlassener als gedacht. Im Schneechaos kamen wir irgendwann von den Wegmarkierungen ab und mussten einen Teil des Weges wieder zurückgehen. Als wir das Riemannhaus endlich erreichten, war eine lange Aufwärmpause mit viel Tee, Suppe und Kaiserschmarrn notwendig, bevor wir uns aufraffen konnten, zu unserem Tagesziel, dem Ingolstädter Haus, weiter zu gehen. Vor uns lagen noch einmal drei Stunden Wanderung über Schneefelder und Steinernes Meer bei schlechtem Wetter und Sicht. Schade bei dieser wunderschönen Berglandschaft! Gefühlt waren diese drei Stunden unendlich lange, motivierendes Singen (“Atemlos” und “36 Grad”) hat nur bedingt geholfen. Endlich tauchte irgendwann doch die Hütte im Nebel auf. Wir kamen auch gerade noch rechtzeitig, um vor 19 Uhr noch warme Küche zu bekommen (Schnitzel!). Der Trockenraum war so effizient, dass wir am nächsten Morgen wieder mit trockenen Kleidern und Schuhen loslaufen konnten.
Wahnsinns-Aussicht, Tag 3
Der dritte und letzte Tag unserer Wanderung im Steinernen Meer startete zwar kalt, aber zumindest mit trockenem und später auch richtig schönem Wetter. Los ging es über einen Trampelpfad mit Aussicht auf das steinerne Meer und Murmeltiere. Zum Glück wusste ich noch nicht, was uns gleich bevorstand, bis der Pfadfinderführer hinter uns sagte: “So, jetzt gibt’s ordentlich Höhenmeter, wir müssen jetzt diese Wand rauf.” Der Aufstieg zum Hundstodgatterl wurde wirklich richtig steil, am Schluss mussten wir mit Händen und Füßen kraxeln. Aber umso stolzer genossen wir oben die Aussicht. Die konnte sich auch in den nächsten Stunden sehen lassen, als es vorbei am Watzmann Richtung Tal ging. Mal über Schnee, mal über Gestein und zum Schluss über einen ewigen Hatscher nach unten zur Wimbachbrücke. Die insgesamt fast sieben Stunden lange Etappe war zwar sehr ermüdend und der Muskelkater machte sich schon bemerkbar, aber das Bergpanorama entschädigt für alles. Per Anhalter fuhren wir noch zurück an den Königssee zu den Autos (Stadtmädels sind es nicht gewohnt, 45 Minuten auf den Bus zu warten) und dann war es geschafft.
Fazit: Das Steinerne Meer ist die Strapazen wert!
Die Wanderung war teilweise sehr beschwerlich und wir hatten nicht immer das Wetter und die Aussicht, die wir uns vorgestellt hatten. Dafür eine manchmal abenteuerliche Wandertour in wunderschöner Berglandschaft, die so anders aussieht als viele andere Gebiete in den bayerischen und österreichischen Alpen.
Falls ihr auf den Geschmack gekommen seid und die Tour nachgehen möchtet:
Die Hütten sind etwa von Anfang Juni bis Anfang Oktober geöffnet. Reservierungen sind unbedingt notwendig. Die Tour kann nur bei gutem Wetter gestartet werden (ja, unsere Witterung fiel gerade noch unter gutes Wetter).
Das ist die grobe Route der Wanderung:
Wanderung Steinernes Meer auf einer größeren Karte anzeigen
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