Downhill Biken auf der Death Road
Die Death Road in Bolivien verbindet La Paz mit Coroico in den Yungas und erlangte ihre zweifelhafte Berühmtheit, als die Interamerikanische Entwicklungsbank sie 1995 als gefährlichste Straße der Welt einstufte. Grund dafür waren zwei bis drei abstürzende Autos pro Monat und 200 bis 300 Tote im Jahr. Das kommt nicht von ungefähr: Die Schotterstraße ist einspurig, an den schmalsten Stellen nur gut 3 Meter breit und führt an bis zu 600 Meter steilem Gefälle ohne Leitplanken entlang. Ausnahmsweise gilt hier Linksverkehr, damit der Fahrer an der Seite des Abhangs sitzt und sehen kann, wie viele Zentimeter er noch vom Absturz entfernt ist. Seit 2007 eine neue, bessere Straße eröffnet wurde, sind die Unfallzahlen stark zurück gegangen, denn jetzt fahren auf der Death Road fast nur noch Mountainbiker und deren Begleitfahrzeuge.
Soll ich oder soll ich nicht?
In La Paz gehört das Death Road Biken zu den Hauptattraktionen. Und ich denke sehr lange darüber nach, ob ich es wagen soll oder lieber bleiben lassen. Mountainbiken ist nicht gerade mein Lieblingssport und Höhenangst habe ich auch. Also eigentlich schlechte Voraussetzungen… Die Internetrecherche liefert Horrorgeschichten von Mountainbikern, die dort abgestürzt sind – die letzten tödlichen Unfälle passierten erst letzten Sommer. Die Billiganbieter lassen wir schonmal links liegen und gehen zu Gravity Assisted Mountainbiking, dem teuersten, aber angeblich auch sichersten Anbieter. Dort stellen wir sicher als allererste die Frage “Death Road Biken, ist das nicht gefährlich?” und bekommen sehr nett und ausführlich den Ablauf der Tour erklärt. Schließlich entscheiden wir, uns mit dem Rad auf die gefährlichste Straße der Welt zu wagen.
Start auf knapp 4.700 Metern Höhe und Asphalt
Morgens fahren wir mit dem Bus und guten Downhill Rädern im Gepäck zum Startpunkt La Cumbre auf 4.700 Metern. Da es oben schneit, starten wir ein bisschen tiefer als normal, gerade unterhalb der Schneefallgrenze. Was natürlich bedeutet: es ist saukalt. Wir bekommen eine ausführliche Einweisung zu den Bikes, sowie Schutzkleidung, Regenjacke, Helm und Handschuhe. Dann noch ein Schluck Schnaps für die Pachamama (Mutter Erde) als Glücksbringer, einen in den Rachen zur Beruhigung und es geht los. Die ersten 20 Kilometer Fahrt führen über eine Asphaltstraße bergab, auf der viel Verkehr herrscht. Die Lastwagen fahren so langsam, das man sie überholen muss, und es ist nass und kalt. Ich frage mich gerade, wie ich auf die blöde Idee gekommen bin, Mountainbiken zu gehen, wenn es mir sowieso schon keinen Spaß macht.
Endlich: Downhill Biken auf der Death Road
Bevor es auf die eigentliche Death Road geht, laden wir die Räder auf den Bus und fahren wieder ein Stück bergauf. Dann starten die 2.000 Meter Downhill-Fahrt auf der schmalen Schotterstraße. Am Anfang bin ich noch höchst panisch, aber dann merke ich schnell, dass das Rad der Hammer ist und über alle Unebenheiten und Geröll wunderbar drüber fährt. Es fängt langsam an, Spaß zu machen… Ich bleibe aber vorsichtig, der Abgrund neben mir ist und bleibt beängstigend. Auch wenn die Strecke mit einem guten Rad – und vor allem guten Bremsen (!) – nicht schwer ist, sollte man kNachdeeine Fehler machen. Man muss sich wirklich auf die Straße konzentrieren und viel bremsen, Krämpfe in den Händen sind vorprogrammiert. Wir machen auf der Strecke mehrere Stopps, an denen uns die Guides – ein Holländer und ein Peruaner – den nächsten Streckenabschnitt erklären, damit es keine bösen Überraschungen gibt, und die Räder checken. Während der Fahrt nach unten wird es immer wärmer, bis wir verdreckt aber glücklich am Ziel Yolosa auf 1.200 Metern mit tropischen Klima ankommen und auf die erfolgreiche Fahrt mit einem Bier anstoßen. Zurück fahren wir anschließend mit dem Bus die Death Road hinauf. Ein bisschen Nervenkitzel ist dabei, seit es auf der Death Road aber kaum normalen Autoverkehr mehr gibt, ist das Unfallrisiko nicht mehr so hoch. Am Ende des Tages haben wir die Death Road zweimal überlebt.
Auch Lust auf Nervenkitzel bekommen?
Nachdem ich als Mountainbike-Angsthase ziemlich viel Spaß auf der Death Road hatte, kann ich sie jedem empfehlen, der Radfahren kann. Ich finde, man sollte nur nicht an der falschen Stelle sparen und das günstigste Angebot nehmen. Die Touren werden ab 350 Bolivianos angeboten (ca. 50€), die Frage ist nur, wie Räder und Ausrüstung dann aussehen. Bei Gravity Assisted Mountain Biking ist die Tour mit 110$ etwa doppelt so teuer, aber dafür bekommt man garantiert gute Räder mit Vollfederung, die nicht älter als zwei Jahre sind und regelmäßig gewartet werden. Die Guides sind sehr verantwortungsvoll und achten auf die Sicherheit der Teilnehmer.
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